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… und wenn das Projekt beendet ist?

Was bleibt von der Provenienzforschung?

Viele Museen und Bibliotheken verfügen nicht über das Personal oder die finanziellen Mittel, „aus eigener Kraft“ Provenienzforschungen in ihren Beständen vorzunehmen. Sie engagieren daher Fachleute, die in ihrem Auftrag und finanziell gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg im Rahmen eines Projektes Recherchen zu bestimmten Gruppen von Objekten durchführen. Im Mittelpunkt stehen meist Verdachtsfälle von NS-Raubgut, aber in jüngster Zeit auch vermehrt Objekte aus kolonialen Kontexten und, seltener, Kunst- und Kulturgut, das aus sogenannten „Schlossbergungen“ oder Flüchtlingsrücklässen zwischen 1945 und 1989 stammt. Derartige Projekte sind indessen meist nach durchschnittlich zwei Jahren beendet.
Für die Kultureinrichtungen ist eine Dokumentation der Ergebnisse von vorrangiger Bedeutung. Sowohl in internen Datenbanken als auch frei zugänglich etwa über das Internet hilft die Darstellung der Exemplargeschichte bei der Vermittlung von Provenienzinformationen. Inzwischen gehören Provenienzangaben in Dauerausstellungen zunehmend zum Standard.

Das Schicksal des jüdischen Antiquitätenhändlers John Horneburg in Stralsund wurde in der Reihe "Museum auf der Straße" vorgestellt.

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Das Wissen um die Herkunft bietet Kultureinrichtungen einen sicheren Umgang mit Sammlungsobjekten, die übrigens durch diese Informationen eine materielle und immaterielle Wertsteigerung erfahren. Das gesicherte Wissen um die Provenienz bzw., wenn diese auch durch tiefgründige Recherchen nicht mehr zu ermitteln war, die Bemühungen um deren Offenlegung geben den Kultureinrichtungen die notwendige Sicherheit zur Ausstellung dieser Objekte.
Die Meldung von gesichertem NS-Raubgut oder Verdachtsfällen in Datenbanken wie Lost Art kann bei der Ermittlung von Erben oder Nachlassempfängern helfen.
Über die eigentliche Objektgeschichte hinaus liefern die Forschungen wichtige Erkenntnisse zur Sammlungsgeschichte eines Museums. Wo lag der Fokus zum Aufbau einer Sammlung vor 100 Jahren? Wie gelangte das Museum an Kunst- und Kulturobjekte? Wer waren damalige Förderer, Privatsammler oder Kunsthändler, die eng mit der Museumsleitung zusammenarbeiteten?


Mit der Erforschung von Objektbiografien wird auch die Stadt- und Regionalgeschichte in den Fokus der Recherchen genommen. Nicht selten gelangen so interessante und bis dato unbekannte Aspekte der lokalen Geschichtsforschung ans Licht, die in Vorträgen und Aufsätzen öffentlich gemacht werden.
 

Fazit: Provenienzforschung lohnt sich! Sowohl Kultureinrichtungen als auch die Öffentlichkeit profitieren von der Herkunftserforschung von Sammlungsobjekten.