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Spurensuche

Was ist Provenienzforschung?

Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunft von Kunstwerken, Sammlungsgegenständen und Kulturgütern. Auf der Grundlage einer systematischen Untersuchung und Dokumentation ist es das Ziel, die Stationen eines Objekts vom Zeitpunkt seiner Herstellung bis zu seinem derzeitigen Besitz zu rekonstruieren. Die Eigentumsverhältnisse und Besitzwechsel vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen Gegebenheiten können anhand überlieferter historischer Quellen nachvollzogen werden. Diese Quellen finden sich etwa in Archiven, Inventarlisten, Briefen, Provenienzregistern, Geschäftsunterlagen und anderen Dokumenten.

Warum gibt es Provenienzforschung am STRALSUND MUSEUM?

Während der Zeit des Nationalsozialismus eigneten sich die Machthaber in Deutschland und den besetzten Ländern auf unterschiedliche Weise zahllose Kunst- und Kulturgüter an. Die ursprünglichen Besitzer verloren ihr Eigentum aufgrund religiöser, politische, weltanschaulicher oder rassischer Verfolgung. Zwar gelang es nach dem Krieg, einen Teil dieser Werke an die Eigentümer oder deren Erben zurückzugeben, doch zahlreiche Objekte sind bis heute verschollen, oder ihre Herkunft ist ungeklärt.

Seit der „Gemeinsamen Erklärung“ von 1999 verpflichten sich öffentliche Kultureinrichtungen in Deutschland, aktiv nach NS-Raubgut in ihren Beständen zu suchen und bei bestätigtem Verdacht die Rückgabe an Erben oder Rechtsnachfolger anzustreben. Häufig fehlen jedoch die Ressourcen für umfassende Recherchen. Aus diesem Grund unterstützt das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg Museen wie das STRALSUND MUSEUM. Hier hat die Provenienzforschung mehr als 200 Verdachtsfälle aufgedeckt. Mit externer Hilfe durch die beiden Historikerinnen Dr. Antje Strahl und Dr. Nadine Garling wurde die Herkunft der Objekte untersucht, und das Museum strebt bei nachgewiesenen NS-Raubgut-Fällen eine Restitution an.

Provenienzforschung leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit, würdigt die Opfer, erschwert illegalen Kunsthandel und fördert den verantwortungsvollen Umgang mit Kulturgut. Sie ermöglicht es, Ausstellungen mit größtmöglicher Transparenz zu präsentieren.