Die Schmuckteile des Hiddenseer Goldschmucks
Der Halsring
Der 44 cm lange Halsring war ursprünglich doppelt umgebogen und verweist damit auf ein mögliches Keramikgefäß von etwas über 8,0 cm Durchmesser, in das er gemeinsam mit den übrigen Teilen hineingelegt worden sein könnte. Der Ring besteht aus vier langen Golddrähten, die paarweise und dann ganz miteinander verdrillt wurden. Seine Enden sind geplättet, punziert und als Haken-Ösenverschluss gearbeitet. Der Gesamtdurchmesser des massiven Halsringes von 12,5 cm ist für einen normalen Männerhals zu klein und macht nur Sinn für eine Frau oder ein Kind.
Der Pressblechschmuck
Die Hängeteile und Zwischenstücke sind, im Gegensatz zum massiven Halsring, zusammen mit der Scheibenfibel als Hohlkörper aus dünnem Goldblech gefertigt und sehr kunstvoll mit Filigran und Granulation verziert. Beim Filigran brachte man feine Drähte auf, bei der Granulation feine Kügelchen. Für die Herstellung der Anhänger und der Fibel war für die Grundform und Grundverzierung jeweils ein Bronzemodel notwendig.
Die Scheibenfibel
Das auffallendste Teil des Hiddenseer Goldschmuckes ist die reich verzierte Scheibenfibel mit nordischem Tierornament. Die Fibel ist eine Art Brosche, die zum Zusammenhalt der Oberbekleidung - in der Regel von Frauen - getragen wurde.
Das Zentrum der Hiddenseer Fibelverzierung bildet eine kreuzförmige Zelle mit kleinen Resten von Glasschmelz. Die Zwickel dieses Kreuzes berühren die Schnäbel von vier bandförmigen miteinander verschlungenen Tieren. Eingefasst wird die Schauseite der Fibel durch drei geperlte Filigrandrähte. Auf der Rückseite sieht man Reste der Halterung wie eine Öse, einen Scharnierhalter für die jetzt fehlende Nadel sowie eine Öse, an welcher ein Gehänge, ähnlich einer weiteren Kette, befestigt gewesen sein könnte. Die Nieten scheinen auf eine spätere Reparatur hinzuweisen. Diese Abnutzungsspuren zeigen, dass der Hiddenseer Goldschmuck tatsächlich in Gebrauch war. Vergleichbare Scheibenfibeln, allerdings fast ausschließlich aus Silber gearbeitet, stammen aus dem westlichen Ostseegebiet, vor allem aus Dänemark und Gotland, und lassen sich in die 2. Hälfte des 10. und in den Anfang des 11. Jahrhunderts datieren.
Die Hängestücke
Sechs große und vier kleine kreuzförmige Hängestücke geben dem Goldschmuck sein charakteristisches Aussehen und sind technisch ähnlich gearbeitet wie die Scheibenfibel. Die Grundform der Hängeglieder bildet ein Kreuz, dessen Arme und Schaft durch weitere Querbalken wieder Kreuzformen entstehen lassen. Die Halterung mit den Hängeösen ist in der Draufsicht mit einem Vogelkopf geschmückt. Es entsteht der Eindruck, als hielte der Schnabel den Schaft des Kreuzes. Während sich die großen Stücke einander sehr ähneln, bilden die vier kleinen Teile zwei ähnliche Paare, wobei ein Paar vergleichbar mit den großen Stücken ist. Die beiden Schmuckstücke, welche aus dem Formenkanon der anderen herausfallen, weisen kein Flechtbandornament auf, sondern sie sind mit einer reichen Granulation versehen. Die anderen Kreuzhängestücke sind mit Filigranflechtband verziert, das im Detail weitere Unterschiede aufweist. Zwei der größeren Anhänger besitzen verzierte Rückseiten mit aufgelöteter Hängeöse für mögliche weitere Gehänge. Vogelköpfe und Augen sind bei allen Kreuzhängestücken sowie bei den Tieren auf der Scheibenfibel besonders betont.
Zwischenglieder
Die vier Zwischenglieder sind weitgehend gleich gestaltet und mit einem Flechtband verziert. In der Regel werden die Zwischenglieder als Abstandhalter zwischen den Hängekreuzen rekonstruiert, sie sind aber nicht passgenau. Würde man dem Rekonstruktionsvorschlag einer Halskette nachgehen, dann müsste man von einem Fehlen solcher Zwischenstücke ausgehen. Geht man von einer gewissen Symmetrie im Ensemble aus, dann scheinen ebenfalls einige Stücke zu fehlen. Weitere Schmuckteile sind aber im Laufe der Zeit nicht aufgetaucht.