Seitenanfang

Gibt es noch was auszugraben?

Sehen wir uns eine mittelalterliche Stadt wie Stralsund an. Meist steht die ganze Stadt innerhalb der Stadtmauern unter Denkmalschutz. Nur wo neu gebaut wird, muss auch untersucht werden, ob sich dort vielleicht wichtige Spuren aus der Vergangenheit finden. In Karten wird registriert, wo schon gegraben wurde und wo nicht. Dass sehr große Teile einer Stadt oder einer großen Siedlung ausgegraben werden, ist eher selten, denn es kostet viel Zeit und Geld. In der Archäologie gilt das ungeschriebene Gesetz, nur dort auszugraben, wo es unbedingt notwendig ist. Alles andere soll im Boden verbleiben, denn da ist es geschützt und kann vielleicht später mit noch mehr Erkenntnisgewinn ausgegraben werden. 

Der Handschuh kam 1967 in Ralswiek auf Rügen in der Nähe eines Bootswracks zutage. Im Küstenbereich erhalten sich durch den hohen Grundwasserspiegel auch organische Materialien wie Textil. Solche guten Erhaltungsbedingungen sind eher selten bei Ausgrabungen anzutreffen, daher handelt es sich bei dem Handschuh von Ralswiek um einen sehr seltenen Kleidungsrest aus der Slawenzeit.
Der Handschuh war stark mit Sand verbacken und da ihm das Herausnehmen aus der feuchten Erde in Verbindung mit Luft geschadet hat, wurde er 1970 restauriert. Nach über 40 Jahren wurde der Handschuh in Vorbereitung auf die neue Dauerausstellung im STRALSUND MUSEUM noch einmal restauriert und für seine Präsentation vorbereitet.

Bei der Analyse des gereinigten Handschuhs konnte man feststellen, dass er aus gewebten Bestandteilen zusammengenäht wurde. Häkeln und Stricken kannten die Slawen damals nicht und behalfen sich mit dieser Methode. Der Handschuh besteht aus verfilzter Schafwolle. Neuerdings wird vermutet, dass die Wolle von einem Vorfahren des Rauhwolligen Pommerschen Landschafs stammen könnte.

Archäologen graben meist nur da, wo die Spuren der Vergangenheit bedroht sind.